Depressives Schwarzmalen. Euphorische Aufbruchsstimmung. Eine Hochschaubahn der Gefühle bringt der Sommer 2020. Einerseits sind die fremdbestimmten Risiken nicht zu unterschätzen. Etwa das Pech, zum regionalen Corona-Hotspot zu werden. Interessierte, aber übervorsichtige Gäste, die aus Sorge doch nicht kommen. Oder eine zweite Welle, mit punktuellen oder partiellen Lockdowns.
Und andererseits könnten die Chancen die Risiken deutlich überwiegen. Ja, richtig, mehr potenzielle Gäste (Österreicher & Auslands-Nahmärkte) planen ihre Ferien zwischen Pfänder und Rax, zwischen Feuerkogel und Nassfeld zu verbingen. Seenregionen im ganzen Land und alpine Top-Hotels sind schon jetzt sensationell gebucht. Ob aber insgesamt die Gästevolumina starker Sommersaisonen erreicht werden, wissen wir erst „danach“.
Schritt 1: Risiko minimieren
Genauer denn je ist zu überlegen, wie im Sommer 2020 das unternehmerische Überleben sichergestellt werden kann. Neben Corona sind auch andere Rahmenbedingungen zu bedenken. Etwa haben Partner, z.B. Hütten, geöffnet oder nicht? Oder welcher kurzfristige Investitionsbedarf ist für 2020 nötig. Sollte, der einzige wirtschaftlich vertretbare Weg – kein Sommerbetrieb in 2020 – sein, ist das professionell und klar zu kommunizieren. Jedenfalls ist 2020 nicht der Sommer, um kostspielige Höhenflüge zu starten, die sich einzig für 2020 auswirken. Das wären etwa teure Marketingmaßnahmen, personalkostenintensive Angebote oder das Etablieren neuer, teurer Attraktionen. Investitionen sind nur dann zu tätigen, wenn es kein Problem wäre, wenn sie erst ab Sommer 2021 positive Effekte hätten.
Schritt 2: Klug weiterentwickeln
Gäste, die 2020 erstmals die Angebote der Sommerbergbahnen im Alpenraum erleben, wissen nicht konkret was sie erwartet. Sie werden entweder vom bestehenden Angebot begeistert sein und dann mehr davon erleben wollen. Oder sie werden – egal, was es an neuen Angeboten geben würde – vom Gefühl geleitet sein, „nächstes Jahr fahren wir wieder ans Meer …“.
Gleichzeitig verstärkt Corona Entwicklungen. Es verschiebt Wünsche & Erwartungen schneller. Und es begünstigt die Etablierung von Angeboten, die jetzt neu zu erdenken, 2020 auszuprobieren und für ab 2021 zu etablieren sind. Der Weiterentwicklung muss die Aufmerksamkeit gelten, sobald für heuer alles operativ am Laufen ist. Bei aller Unsicherheit ist klar, dass der Corona-Wahnsinn dem alpinen Bergsommern in die Hände spielt. Und da hat jedes Sommer-Seilbahnangebot seinen Platz, vorausgesetzt, es verspricht mehr als die Hinauf-Hinunter-Transportfunktion.
Basics der Weiterentwicklung
„Philosophie der Einfachheit“ nennt Jérome Brillaud sein Buch, das ein Leitfaden ist, den Wunsch nach Einfachheit zu verstehen und zu nützen. Die Beziehungen zwischen Anbietern und Gästen wurden seit März 2020 gehörig strapaziert. Kernaussage von W&V: Wer alle Touchpoints (Kontaktpunkte mit dem Gast) bestmöglich verknüpft, wird erfolgreicher sein. Mittelfristige Konsum-Einschränkung bei 58 Prozent der Österreicher, ausgelöst durch Corona, ortet Kreutzer Fischer & Partner. Eine Warnung vor zu viel Optimismus. Die „Experience“ – die Erlebnisqualität – der Gäste auszubauen, wird durch Corona zusätzlich befeuert. Darauf deuten aktuelle Analysen im Magazin Werben & Verkaufen hin.
Quellen: Buch „Philosophie der Einfachheit“, J. Brillaud, Midas Verlag (ab 15.7.2020) | W&V „Trends für die Customer Journey nach Corona“, 25.5.2020 | „Konsumenten drücken auf die Konsumbremse“ Kreutzer Fischer & Partner, 27.5.2020 | Werben & Verkaufen 20.5. bis 3.6.2020