Er ist in aller Munde und wird als innovativer Visionär gefeiert. Scheinbar aus dem Nichts hat Erwin Petz auf der Riesneralm im steirischen Donnersbachwald DIE Lösung wider Energieknappheit und Strompreisexplosion aus dem Hut gezaubert. Er produziert den gesamten Strom, den das Skigebiet benötigt selbst und profitiert dank Überschussstrom der beiden Kleinkraftwerke der Bergbahnen auch noch von den Höchstpreisen, die für Strom aktuell bezahlt werden. Grund genug, zu ergründen, wie sein kleines Seilbahnunternehmen zum Innovationsführer wurde.

Kleinkraftwerk statt Speicherteich

Zur Erweiterung und Optimierung der Riesneralm-Beschneiungsanlage stand ein zusätzlicher Speicherteich mit € 3 Millionen Investitionsvolumen zur Diskussion. „Weil wir nicht in der Lage waren, diesen Teich zu finanzieren, mussten wir nach alternativen Wegen suchen“, erzählt Erwin Petz. Die Lösung war, statt des Teichs ein Kleinkraftwerk zu errichten. Dafür wird das Wasser, das in einem weiter bachaufwärts gelegenen Kleinkraftwerk Strom erzeugt, ein zweites Mal genützt, um nochmals Strom zu produzieren. Und das gleiche Wasser wird in weiterer Folge in die Beschneiungsanlage eingespeist. „Letztlich haben wir € 5 Millionen investiert und zusätzlich zum Kraftwerk auch die Beschneiungsanlage von zwei Pisten komplett erneuert. Die Finanzierung war, weil wir durch die Stromproduktion zusätzliche Einnahmen lukrieren, zu stemmen“, berichtet der Riesneralm-Chef.

Soweit. So logisch. Erst wenn man bedenkt, dass das Projekt seit 2016 vier Jahre lang entwickelt und zwischen Herbst 2019 und Sommer 2020 umgesetzt wurde, zeigt, wie sehr Petz vorausschauend auf das richtige Pferd gesetzt hat, obwohl am Beginn der Projektentwicklung die Strompreise extrem niedrig waren. „Es gibt bis heute meines Wissens kein zweites Wasserkraftwerk, von dem das Wasser unmittelbar nach der Stromerzeugung ohne weitere Kühlung o.ä. direkt für die Beschneiung weiterverwendet wird“, streicht der Seilbahner den Pioniercharakter seines Projekts hervor. Aufs ganze Jahr betrachtet, produziert die Riesneralm beinahe zwei Drittel mehr Ökostrom (6,2 Mio. kWh) als insgesamt rund ums Jahr im Skigebiet (2,1 Mio kWh) benötigt werden. Das lässt bedeutende zusätzliche Erträge ins Seilbahnunternehmen fließen.

Geldmangel erzwingt Innovation

„Als ich vor 19 Jahren bei den Riesneralm Bergbahnen begonnen habe, wäre ich fast an der Tatsache, dass uns nur sehr knappe finanzielle Mittel zur Verfügung standen, zerbrochen“, blickt Petz auf das Jahr 2003 zurück. „Schnell wurde mir klar, dass weniger Geld innovativer macht. Wenn man nicht aus dem Vollen schöpfen kann, muss man sich nach anderen Lösungsansätzen umsehen. Wir müssen damals wie heute andere, alternative und kreative Wege gehen“, so der Steirer. Über die Jahre haben Petz und sein Team die Innovationskraft der Riesneralm perfektioniert und vielfach „andere“ Wege beschritten, ob bei der Gestaltung des Gipfelrestaurants Hochsitz, vieler Sommerangebote oder im Marketing, wo bis heute nur minimale Budgets zur Verfügung stehen. „Es ist gelungen, die Mitarbeiter ins Boot zu holen und Innovation im gesamten Unternehmen zu leben“, freut er sich und gibt sich überzeugt, dass es unmöglich sei, einen Betrieb kurzfristig von nicht innovativ auf sehr innovativ hochzufahren. Gut zu wissen, dass Innovationsführer nicht vom Himmel fallen. Vielmehr ist der Weg das Ziel, an dessen Beginn die Bereitschaft steht, zusätzlich zu ausgetretenen Lösungswegen auch kreativ nach möglichen Alternativen Ausschau zu halten.

www.riesneralm.at