Ohne Hütten wäre das heutige moderne Berg-Erleben, ob gemütlich, sportlich oder alpinistisch ambitioniert undenkbar. Sie erfüllen eine lebensrettende Schutz- und Sicherheitsfunktion. Sie sind Genuss-Anlaufstelle und vielfach das eigentliche Sehnsuchtsziel. Sie ermöglichen uns, unproblematisch in alpinen Höhenlagen zu nächtigen. Und sie sind integrativer Treffpunkt für alle am Berg, von jung bis alt, von sehr sportlich bis gemütlich.

Um über die Zukunft von Berg- und Schutzhütten zu diskutieren und darüber nachzudenken, wie es gelingt, das so wichtige Hüttenangebot zu erhalten, hat die Region Villach – Faaker See – Ossiacher See zusammen mit ARCH (Alliance for the Restoration of Cultural Heritage) zum ersten internationalen Expertendialog zu diesem Thema eingeladen. Dem Ruf an den Faaker See sind Ende April 2024 über 20 Expert:innen aus Österreich, Deutschland, Slowenien und Südtirol gefolgt.

Grün, energieautark und digital

„Sie ist ‚grün‘, energieautark und anfallendes Abwasser wird bereits am Berg wieder ‚rein‘, die am heutigen Stand der technischen Möglichkeiten gestaltete Berg- und Schutzhütte. Sie ist digital bei der Zimmerreservierung, aber auch, um in weniger stark frequentierten Zeiten eine Grundversorgung zu bieten. Sie ist weltoffen, auch in kulinarischer Hinsicht. Und sie ist völkerverbindend sowie Frieden hochhaltend, befinden sich doch viele der Hütten in historisch belasteten Grenzregionen“, fasst Georg Overs, Geschäftsführer der Region Villach, den Expertendialog zusammen.

Zwischen bewahren und erschließen

Werner Radl vom Österreichischen Alpenverein betont, dass sich jede Berg- und Schutzhütte im Spannungsfeld zwischen „Schönheit der Natur bewahren“ und „alpine Pracht den Menschen nahebringen“ bewegt. „Mit Blick auf die Zukunft müssen wir in Schutzhütten, die Teil unseres Kulturguts sind, entsprechenden Grundkomfort und Ausstattung bieten“, tritt Werner Radl für Hütten-Weiterentwicklung ein.

Grundlage für den Bergtourismus

„Der Tourismus in den Bergregionen Sloweniens ist für Miro Eržen vom Slowenischen Alpenverein (PZS) direkt mit der Errichtung von Berghütten am Ende des 19. Jahrhunderts verbunden. „Wichtig war und ist es, dass die Touristen in Hütten übernachten können und bei schlechtem Wetter dort Schutz finden“, erklärt der Alpenvereins-Experte.

Hütten retten Leben

„In Notsituationen, wenn man in einen Wettersturz kommt oder bei Erschöpfung bietet eine Hütte Schutz“, streicht die Südtiroler Bergsteigerin Andrea Wisthaler ihre lebensrettende Funktion hervor. Was die Arbeit auf Berghütten betrifft, macht sie den Vorschlag, dass Hütten nur vier Tage die Woche geöffnet haben könnten und das Personal dann drei Tage frei hat. „Und jede Hütte sollte zumindest eine Mini-Website haben, um aktuelle Informationen weiterzugeben und um das Reservieren digital zu machen“, rät Wisthaler zur Digitalisierung.

Den EINEN Wanderer gibt es nicht

„Es gibt viele verschiedene Typen von Wanderern. Deshalb kann man auch nicht allen potenziellen Gästen die gleiche Infrastruktur oder das gleiche Übernachtungsangebot bieten. Man muss vorher wissen, welche Gästegruppen man ansprechen will“, betont der deutsche Wanderexperte Prof. Heinz-Dieter Quack.

Es braucht hybride Hüttenkonzepte

„Man sollte sich im Zusammenhang mit Berg- oder Schutzhütten die Frage stellen, welche Nutzergruppen gibt es, die im Bereich des Standorts der Hütte unterwegs sind und welche Bedürfnisse bzw. Erwartungen sie haben. Jedenfalls wichtig ist es zu differenzieren, weil es den EINEN Typus Hüttengast nicht gibt“, empfiehlt Professor Stefan Nungesser von der Fachhochschule Kärnten hybride Hütten-Konzepte zu entwickeln.

Für wen? Und was wird geboten?

Bei den Gästegruppen, die man in den Fokus stellen will, zu beginnen rät der Salzburger Architekt Florian Lüftenegger. „Beim Neubau oder der grundlegenden Renovierung einer Schutzhütte gilt es vor Planungsbeginn Fragen zur geplanten Bandbreite der Nutzung, zum angedachten Angebot aber auch wer die möglichen Gäste sein sollten zu klären“, spricht der Bauexperte aus Erfahrung. Ökologische Fragen seien baubezogen kein Hindernis. „Wir sind in der Lage, nahezu alle technischen und ökologischen Probleme, die sich beim Bau einer Schutzhütte ergeben, zu lösen“, betont Lüftenegger, der auf viel Erfahrung beim Bau von Schutzhütten verweisen kann.

Dialog dauerhaft führen

„Wir wollen, bezogen auf die Berghütte der Zukunft, ein Netzwerk von Expert:innen einander näher bringen und den Dialog dauerhaft fortführen“, resümiert Unternehmerin und Sozial- und Kulturanthropologin Dr. Marietta Ulrich-Horn von ARCH Europe.

 

DIE FAKTEN

  • Thema: „Berg- und Schutzhütten der Zukunft“ – Erster internationaler Expertendialog in der Region Villach
  • Publikation zum Expertendialog: www.visitvillach.at/expertendialog
  • Samstag, 27. April 2024: Auftaktveranstaltung des jährlich stattfindenden Expertendialogs
  • Teilnehmer:innen: über 20 Expert:innen aus Österreich, Deutschland, Slowenien und Südtirol
  • Ort: Region Villach
  • Veranstalter: Region Villach Tourismus | ARCH (Alliance for the Restoration of Cultural Heritage)
  • Zweiter Expertendialog „Berg- und Schutzhütten der Zukunft“ (geplant: Anfang Mai 2025)
  • Kontakt – Region Villach: www.visitvillach.at