Biker machen in der Regel je Erstzutritt mehrere Bergfahrten an einem Tag. Das und die Tatsache, dass Biken jahrelang geboomt hat, könnten zum falschen Schluss führen, dass es ganz einfach wäre, mit Biken die Bergbahnen-Sommererträge deutlich zu steigern. Zumal die Bike-Hochburgen Leogang, Sölden und Ischgl, die Planai oder die Petzen Sommer für Sommer mehr Biker begrüßen. Grund genug, zwei Innovationsführer – Kornel Grundner aus Leogang (Salzburg) und Hubert Ramskogler von der Petzen (Kärnten) – zu fragen, was sie als Bike-Insider SeilbahnerkollegInnen, die neu ins Biken einsteigen wollen, raten. „Wir sehen jeden neuen Bikepark und jedes gute Bikeangebot positiv, weil dadurch zusätzliche Personen zum Biken gebracht werden. Grundvoraussetzung ist, dass die Qualität passt“, steht Kornel Grundner, Geschäftsführer der Leoganger Bergbahnen, Bike-Newcomern positiv gegenüber. Auch wenn ein weiterer Bikepark relativ nahe an einem bestehenden entsteht, hält er das für sinnvoll, weil mehrere Angebote sich gegenseitig befruchten und die Gesamtattraktivität einer Region gesteigert wird.

Chancen für Bike-Neueinsteiger

„Der Bikemarkt verzeichnet unseren Zahlen nach immer noch ein gutes Wachstum“, betont der Leoganger Grundner, der bereits seit 2001 aufs Biken setzt. Wenn man ins Biken investieren möchte, müsse man das Thema nicht nur als Bergbahn, sondern als Region angehen und die Frage stellen, ob Biker überhaupt eine Zielgruppe sind, die man ansprechen will. „Weiters gilt es zu prüfen, ob das Gelände biketauglich ist“, gilt es, so Grundner, Grundlegendes vorab zu hinterfragen. Das betrifft auch die Biketransportmöglichkeiten und -kapazitäten der in Frage kommenden Seilbahnen.

Strategisch und ganzheitlich planen

„Wichtig ist für Bike-Neueinsteiger, einen langfristigen Plan zu haben, von Anfang an zumindest drei verschiedene Strecken unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade sowie einen Beginnerbereich zu bieten und Erweiterungsschritte für die folgenden Jahre zu planen“, lautet Grundners Empfehlung, um das beim Bau ebenso wie im laufenden Betrieb kostspielige Bikeangebot gewinnbringend führen zu können. Wichtig zu wissen ist, dass die für die Qualität enorm wichtige laufende Streckenpflege ein arbeits- und kostenintensiver Faktor ist. „Wir haben Instandhaltungskosten von um die 30 Prozent des Umsatzes. Zumindest ein Dutzend MitarbeiterInnen sind hier im Einsatz“, verrät der Profi. „Die laufende Trailpflege ist vergleichbar mit der Pistenpflege im Winter. Es beginnt mit einer Kontrollfahrt vor Betriebsbeginn. Dann folgen laufende Arbeiten, die Überwachung und falls nötig Hilfsleistungen tagsüber. Nach Betriebsschluss erfolgen eine Kontrollfahrt und notwendige Trailpflegearbeiten“, sagt Hubert Ramskogler, Berater der Geschäftsführung der Petzen Bergbahnen.

Tägliche Arbeit an der Qualität

„Das wesentlichste Erfolgskriterium ist die konsequente Arbeit an der Qualität der Trails, in unserem Fall insbesondere des Flowtrails, der von Streckendesigner Diddie Schneider 2014 gebaut und seither von ihm immer wieder verbessert wurde. Allein die passende, haltbare Schottermischung für den Flowtrail zu finden war eine große Herausforderung. Dazu kommt das Errichten weiterer Trails und beinahe jährlich neue Angebote“, warnt Ramskogler davor zu glauben, dass es mit dem einmaligen Streckenbau getan ist.

Ebenso wichtig für die Qualität ist das Drumherum-Angebot. „Bikeschule, Bikeverleih und Bikereparaturmöglichkeiten sind essenziell“, erläutert Bike-Pionier Grundner. „Eine sehr gute Bike-Serviceinfrastruktur mit Top-Mechanikern ist zwingend notwendig, weil bei den hochtechnischen Bikes immer wieder Reparaturen anfallen“, pflichtet Ramskogler seinem Leoganger Kollegen bei. „Bikerfreundlichkeit der Tourismusbetriebe ist ein weiterer Faktor. Nach einem Tag am Bike sind Biker meist staubig und wenn es feucht ist auch schmutzig – damit muss etwa die Gastronomie umgehen können“, spricht Ramskogler aus Erfahrung. Bei der Biker-Friendly-Beherbergung ist es zentral, die teuren Räder sicher verwahren oder sie sogar ins eigene Zimmer/Appartment mitnehmen zu können.

Die Experten

Kornel Grundner
GF Leoganger Bergbahnen, Salzburg
www.leoganger-bergbahnen.at

Hubert Ramskogler
Berater der GF der Petzen Bergbahnen, Kärnten
www.petzen.net